Sonntag, 24. Juli 2011

DIE AUGEN DER SAPPHO

Das Geräusch einer Bewegung ließ Marion hinter sich schauen, und sie sah in Moiras jetzt offene Augen. Ein paar Sekunden lang wandten sie den Blick nicht voneinander ab. Dann verschränkte Moira die Arme unter ihrem Kopf und sagte leise:
«Δέδυκε μεν α σελάννα
και πληίαδες. Μέσαι δε
νύκτες, παρά δ’έρετ’ ώρα.
Εγώ δε μόνα κατεύδω
»Was heißt das?«, fragte Marion.
»Untergegangen sind wohl Mond
und Plejaden. Mitternacht
ist und vorbei ging die Zeit.
Ich aber, ich liege einsam.«
Marion beugte sich zu ihr hinab und streichelte durch das Gewirr von Moiras schwarzem Haar. Dann lächelte sie und sagte: »Aber es ist weder Mitternacht noch liegst du einsam. Ich bin doch hier …«
»Es sind Verse von Sappho. Sie stammen aus der Vergangenheit – aber sie weisen in meine Zukunft, mein Herz.«
Auszug aus dem Buch: DIE BLAUE TÜR - Ägäische Geschichten von Brigitte Münch

Sonntag, 17. Juli 2011

PIIGS

"PIIGS"
Mit einen »i« ist es das englische Wort für »Schweine« – und wird für die Staaten der Eurozone genutzt, die schon bankrott sind: Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien... Auszug aus KRISE! KRISE! von Edit Engelmann - Schulden am Olymp - Tagebuch eines Frosches.
Und die anderen Länder? 

Asso Filtro, Bitte


 »Asso Filtro, bitte.« Helga reichte ihr abgezähltes Kleingeld durch das enge Fenster des vollgestopften Kiosks. Nahezu zeitgleich schoss ihr daraus ein sonnengebräunter Arm entgegen – zwischen Zeige- und Mittelfinger seiner Hand griffbereit die verlangte Zigaretten-packung.
»Danke!«, sagte Helga und sah auf. »Prompter konnte es kaum gehen!«
Der Insasse des Kiosks löste sich etwas aus der dunklen Anonymität seines Hintergrunds, indem er sich vorbeugte und seinen gelockten Kopf sehen ließ.
»Touristin?«
»Nein, ich …« Helga stockte und starrte zuerst auf zwei schimmernde schwarze Augen und dann auf die braunen Locken.
»Dacht’ ich mir. Sprichst gut Griechisch.«
...
»Wie heißt du?«
»Wassily.«
»Wann wirst du abgelöst?«
»Um fünf.«
»Was machst du dann?«
»Einen schönen Ausflug mit dir. Wie heißt du?«

Wassily bedeutete Helga, auf dem Rücksitz seines Mopeds Platz zu nehmen, und fädelte sich kurz darauf in das Gewühl des nachmittäglichen Verkehrs ein ...
Auszug aus DIE BLAUE TÜR von Brigitte Münch - Ägäische Geschichten

Freitag, 15. Juli 2011

DRACHME ΔΡΑΧΜΗ

Drachme
Die Drachme gibt es schon seit dem antiken Griechenland als Zahlungsmittel der Griechen. Es leitet sich ab vom Verb δράσσειν (ergreifen, nehmen – Genommenes oder eine Handvoll). Deshalb wird es uns Fröschen auch weggenommen. Als Steuern, als Abgaben, Zinsen, Zusatzleistungen – so viel Namen gibt es gar nicht, wie wölfische Ideen, um die Drachme zu ergreifen. Im Jahr 2001 hat die EU gegriffen und jedem griechischen Frosch seine Handvoll Drachmen genommen – dafür gab es den Euro. Aber wenn wir Frösche so richtig nachdenken, gibt es den eigentlich gar nicht. Den Euro. Also nicht im Plus. Denn von den Euros gibt es soviel Schulden, wie es gar nicht gedruckte Euros gibt. Damit haben sie den Euro auch genommen. Wir wissen nur nicht wer und wohin ...(Auszug aus dem Froschglossar des Buches "KRISE! KRISE! - Schulden am Olymp - Tagebuch eines Frosches" von Edit Engelmann.